Bei Betrachtung der Ziffern muss man sich fragen, wie die Griechen das eigentlich machen. Per 31.12.2009, also kurz nach Amtsantritt von Papandreou und kurz nach Ausbruch der Krise, waren Griechenlands Auslandsschulden 413 Mrd. EUR. Per 30.06.2011, also 18 Monate später und nachdem rund 150 Mrd. EUR an neuen Krediten nach Griechenland geschickt wurden, waren diese Auslandsschulden 399 Mrd. EUR, also 14 Mrd. EUR weniger. Dieser Nettoabbau von Auslandsschulden ergab sich aus einer Reduzierung beim Staat um 28 Mrd. EUR (!) und einer Erhöhung im Rest der Wirtschaft um 14 Mrd. EUR.
Wenn ein Bürger einen neuen Kredit bei seiner Bank aufnimmt, dann hat er am Ende des Tages mehr Schulden. In Griechenland war es das Gegenteil. Das würde bedeuten, dass jeder Eurocent der neuen Schulden (und noch mehr) zur Tilgung von bestehenden Schulden verwendet wurde.
Während dieser 18 Monate hatte Griechenland ein Budgetdefizit von rund 30 Mrd. EUR, ein Leistungsbilanzdefizit von rund 35 Mrd. EUR und Kapitalflucht von rund 50 Mrd. EUR. Adam Riese kann nicht erklären, wie das finanziert wurde.
Wenn behauptet wird, dass Griechenlands Staatsausgaben unkontrollierbar aus dem Ruder geraten sind, dann bestätigen die Ziffern dies nicht. Gemessen am GDP (noch dazu an einem schrumpfenden GDP) blieben die Staatsausgaben stabil bei 50% (3 Prozentpunkte besser als Österreich!).
Wenn das Ausland sich jetzt große Sorgen um seine in Griechenland investierten Spareinlagen macht, dann ist das sicherlich gerechtfertigt, aber eben um 14 Mrd. EUR weniger gerechtfertigt als noch vor 18 Monaten.
Die oben genannten Ziffern kommen nicht von griechischen Politikern, sondern von der Bank of Greece und aus dem Troika-Bericht. Das schließt nicht aus, dass sie falsch sind, wenn sie aber richtig sind, dann besteht hier erheblicher Erklärungsbedarf.
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